Fundamenta Musicae
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Biografie

Emil Devedjiev ist Musikwissenschaftler und Musikpädagoge; seine Arbeit verbindet Musikphilosophie, Ästhetik und Didaktik. Seit September 2024 ist er außerordentlicher Professor (Associate Professor) an der Universität Schumen „Bischof Konstantin Preslawski“. Zuvor lehrte er an der Nationalen Musikakademie „Prof. Pancho Vladigerov“ in Sofia—als außerordentlicher Professor (2021–2024) und als Assistent (2017–2021). Seine akademische Tätigkeit wird durch redaktionelle Arbeit ergänzt—er gehört dem Herausgeberkreis der Reihe „Musikalische Philosophie“ (Fundamenta Musicae) an—und durch die Monographie Musikwissenschaftliche Rationalität und musikalische Rationalität (RIVA, 2021).

Seine Forschung gliedert sich in zwei miteinander verflochtene Linien. Erstens: die philosophisch-methodischen Grundlagen der Musikwissenschaft—Rationalität, „musikalische Logik“ und die Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Strenge und der im Musizieren angelegten Logik. Zweitens: musikpädagogische Methodik und frühe musikalische Entwicklung—Didaktik im Kindergarten- und Schulkontext, Enkulturation sowie das interdisziplinäre Profil der Musiklehrkraft. Leitmotiv ist das Verhältnis von musikwissenschaftlicher Rationalität und den nicht-rationalen Dimensionen musikalischer Praxis—wie unmittelbares Musizieren Wissen und Gemeinschaft stiftet, einschließlich der platonischen Konzepte Ethos und Nomos in einer heutigen Bildungsperspektive.

Forschungsgebiete

Publikationen

  • Artikel / 2024

    “The Whole City Must Never Cease Singing”: Plato and the Community of the Musical Nomos

    In: Philosophy of Music Education Review

    Zusammenfassung

    Dieser Beitrag untersucht die grundlegenden Prinzipien von Platons Bildungsphilosophie, insbesondere seine Sicht auf eine Praxis mit großem pädagogischem Potenzial: die gemeinschaftliche musikalische Teilhabe. Nach Platon kann Musik den Einzelnen und die Gemeinschaft auf die kosmische Harmonie einstimmen; dies ist wiederum der einzige Weg, eine Gemeinschaft zu bilden und zu erhalten. Der Beitrag erörtert, wie die Konzepte Ethos und Nomos genutzt werden, um die Rolle der Musik für die Kohäsion der Gemeinschaft zu erklären. Er argumentiert, dass Platons Verständnis der Kraft unmittelbarer und vorreflexiver Teilnahme an Musik wertvolle Einsichten für die zeitgenössische Philosophie der Musikpädagogik liefern kann. Das Konzept des Nomos ermöglicht es Musikpädagog*innen insbesondere, diesen Bezugsrahmen zu nutzen, um die Rolle der Musik bei der Konstitution von Gemeinschaften besser zu verstehen.

  • Monografie / 2023

    Das musikwissenschaftlich Rationale und das musikalisch Rationale

    Рива, София

    Zusammenfassung

    Die vorliegende Untersuchung hat zum Ziel, einen Schnittpunkt zwischen Wissenschaft und der Tätigkeit „Musik“ zu suchen und aufzuzeigen. Die Zusammenführung von Wissenschaft, Musikwissenschaft und Musik in einem gemeinsamen thematischen Feld wird durch die Betrachtung des Begriffs „wissenschaftliche Rationalität“ erreicht, verstanden als normative Konzeption richtigen (strengen, logischen) Denkens, richtigen Handelns oder ihrer wechselseitigen Bezogenheit.

    Aus diesem Blickwinkel bezeichnet das musikwissenschaftlich Rationale eine Konzeption richtigen musikologischen Denkens, während das musikalisch Nicht-Rationale die Musik selbst in ihrem Vollzug benennt. Das musikalisch Nicht-Rationale enthält Strenge – musikalische Strenge, musikalische Logik –, die sich einer wissenschaftlichen Verifizierbarkeit entzieht und dennoch den grundlegenden Orientierungspunkt musikologischer Strenge bildet.

    Angesichts der Tatsache, dass das musikalisch Rationale (das musikalisch Logische) Teil des musikalisch Nicht-Rationalen ist, können einige Diskrepanzen zwischen klassischer Wissenschaftlichkeit und Musikwissenschaft eher als relativistische Haltung der erstgenannten gegenüber ihren Untersuchungsobjekten verstanden werden, denn als Unvermögen der Musikwissenschaft, den methodischen und methodologischen Kriterien der Wissenschaftsphilosophie zu genügen.

  • Sammelband / 2021

    Музикално развитие и музикално образование

    Riva, Sofia

    Zusammenfassung

    Musikalische Entwicklung und musikalische Bildung bietet eine komprimierte, experimentell untermauerte Darstellung der musikalischen Entwicklung von Kindern und ihrer Bedeutung für die Pädagogik, mit Fokus auf den „Situations-“ und den „Regulations“-Problembereich der modernen Schule. Das Buch gliedert sich in acht Kapitel: eine methodologische Einführung in kognitive Ansätze (Chomsky, Piaget, Bruner; Geist–Gehirn) und eine kritische Sicht auf den Behaviorismus in der Bildung, gefolgt von thematischen Teilen. Vorgestellt werden stufenbasierte Modelle der musikalischen Entwicklung (Gardner; Swanwick–Tillman; Hargreaves) sowie Theorien des musikalischen Denkens von Kindern (Serafine; Bamberger) mitsamt ihren didaktischen Konsequenzen. Erörtert wird die frühe Wahrnehmung (pränatal und im Säuglingsalter) in Bezug auf spektrale und zeitliche Strukturen. Eine Schlüsselachse bildet die musikalische Enkulturation – wie Kultur Wahrnehmung prägt und wie Unterricht die „Codes“ zwischen westlicher und traditioneller Musik erweitern kann – mit besonderer Relevanz für Bulgarien. Die Schlusskapitel fassen den Einfluss von Ausbildung auf Kompetenz und die Unterschiede zwischen Musikerinnen und Nicht-Musikerinnen zusammen, die Beziehungen zwischen Musik und Sprache (phonologische Orientierung, Dyslexie) sowie die Mechanismen musikalischer Emotion. Das Buch ist ein praxisnaher Leitfaden für Lehrkräfte und Forschende mit unmittelbarer Unterrichtsrelevanz.

  • Artikel / 2018

    Sprachliche Analogien in Edwin Gordons Theorie der musikalischen Entwicklung im frühen Kindesalter

    In: Докторантски четения

    Zusammenfassung

    Der Text fasst die zentralen Ideen der Theorie Edwin Gordons zur musikalischen Entwicklung im frühen Kindesalter anhand seiner sprachlichen Analogien zusammen. Nach Gordon sind die ersten neun Lebensjahre entscheidend für die Ausbildung des musikalischen Potenzials, das anfangs variabel ist, sich jedoch allmählich stabilisiert. Für eine optimale Entwicklung müsse musikalisches Lernen natürlich, spontan und intensiv verlaufen – analog zum Erwerb der Muttersprache. Gordon unterscheidet vier „musikalische Wortschätze“: den Hörwortschatz, den Sing- und Rhythmuswortschatz, den Audiations-/Improvisationswortschatz und die Notenkompetenz, wobei die ersten beiden eine grundlegende Rolle spielen. Im Zentrum der Theorie steht der Begriff der Audiation – der Prozess des inneren Hörens und Verstehens von Musik, der allen musikalischen Handlungen zugrunde liegt. Gordon betont, dass musikalische Entwicklung häufig durch die Dominanz der sprachlichen Praxis behindert wird, welche die spontane Ausbildung der Singstimme hemmt. Daher ist frühes häusliches Musizieren entscheidend für den Aufbau musikalischer Erfahrung und musikalischen Verständnisses. Der Text zeigt die Notwendigkeit, dass die Musikpädagogik ihre besondere, vom verbalen Lernen verschiedene Natur anerkennt und pädagogische Ansätze nutzt, die an die natürlichen Mechanismen der kindlichen musikalischen Entwicklung anknüpfen.

  • Artikel / 2016

    Der methodologische Relativismus in der Erkenntnistheorie als Problem der musikwissenschaftlichen Rationalität

    In: Докторантски четения

    Zusammenfassung

    Die Frage des methodologischen Relativismus in der Erkenntnistheorie veranschaulicht eines der gravierendsten Probleme der musikbezogenen Forschung, nämlich die Reduktion des erkenntnismäßigen Verhältnisses zur Musik auf die rein wissenschaftlichen Eigenschaften ihrer Elemente – insbesondere auf naturwissenschaftliche Merkmale.

    Wenn musikwissenschaftliche Rationalität ein Erkenntnisverhältnis ist, das einerseits im Licht des musikalischen Erlebens bleibt und sich andererseits zur Erkenntnistheorie und zu den Wissenschaften verhält, stellt sich die Frage:

    Wie kann musikwissenschaftliche Rationalität Erkenntnis der Musik durch das musikalische Erleben bleiben, ohne zu einer Erkenntnis abstrakter Objekte durch wissenschaftliche Methode zu werden?

    Mit anderen Worten: Wie vermeiden wir den methodologischen Relativismus wissenschaftlicher Forschung und lassen uns von der Musik selbst leiten?

  • Artikel / 2016

    Musikalischer Akt und rationale Untersuchung

    In: Музикалната философия

    Zusammenfassung

    Der Artikel befasst sich mit der Frage, ob Musik einer rationalen Untersuchung zugänglich ist. Die musikwissenschaftliche Antwort reduziert sich auf den Versuch, das Geschehen im musikalischen Akt zu untersuchen, da dieser der einzige Vorgang ist, in dem eine Beziehung zur Musik möglich wird. Der musikalische Akt ist der entscheidende Moment, doch die Tradition rationaler Untersuchung war stets mit der Möglichkeit verbunden, diesen Akt als eine Gesamtheit von Elementen, Eigenschaften und Gesetzmäßigkeiten unabhängig zu analysieren. Diese Tradition entsteht in der Philosophie der Antike als der Versuch, Bedingungen und Bestimmungen für Musik abzuleiten, die nicht der Spontaneität des musikalischen Aktes und der unmittelbaren Begegnung mit Musik entsprechen.

    Unter allen Formen von Rationalität besitzt nur die musikwissenschaftliche Rationalität den Vorteil, musikalische „Strenge“ (Genauigkeit, Ordnung usw.) als überrational zu erkennen, insofern sie über theoretische Strenge hinausgeht und auf Gesetzmäßigkeiten völlig anderer Art verweist. Die Frage nach dem Rationalen in der Musik ist nur deshalb sinnvoll, weil der musikalische Akt Gesetzmäßigkeiten folgt; doch die musikalische Gesetzmäßigkeit liegt jenseits derjenigen, die der Rationalität zugänglich sind.

  • Artikel / 2011

    Phänomenologische Projektionen des Musikalischen

    In: Алманах

    Zusammenfassung

    Die phänomenologische Betrachtung richtet sich unmittelbar auf die unmittelbaren Grundlagen der Dinge; entsprechend zielen die phänomenologischen Projektionen des Musikalischen darauf ab, die unmittelbaren Fundamente musikalischer Tätigkeiten und Bezüge hervorzuheben, die unmittelbaren Grundlagen der Musik selbst sichtbar zu machen. Im Licht des phänomenologischen Blicks ist die Begegnung mit dem Musikalischen nur in der musikalischen Vertiefung selbst möglich – in der Musikalisation.

    Die rationalen Zusammenhänge, die die Musikalisation betreffen, liegen außerhalb ihrer. Sie erreichen sie nicht und umfassen sie nicht. Umgekehrt beruht die Unterscheidung der Dinge in musikalische und nicht-musikalische auf der Musikalisation.

    Und da das einzige Zeugnis ihrer Existenz der Akt ihrer Vollzugs selbst ist, reduziert sich die Frage nach der Musikalisation auf die Frage nach meiner eigenen Musikalisation. Das musikalisiert gewordene Ich ist das zentrale Problem des Musikalischen.