Biografie
Ich habe in Sofia studiert - an der 93. Grundschule, an der Nationalen Gymnasium für alte Sprachen und Kulturen "St. Konstantin-Kyrill der Philosoph“ und an der staatlichen (jetzt nationalen) Musikakademie "Prof. Pantscho Wladigerow". Zusammen mit der Welt, in der wir lebten, wurden mir schon früh die altertümliche Welten und die Welte, die nicht zu Europa gehören, vorgestellt. Vielleicht gingen deshalb die Richtungen, die mich bildungsmäßig definierten, in eine dieser verschiedenen Welten und definierten meine wissenschaftlichen Aktivitäten.
Ich absolvierte die Musikakademie mit einer Arbeit zum Thema Ästhetik bei Augustinus und begann gleichzeitig, musikalische Erben des Nahen Ostens zu studieren und erlernen. Die parallele Arbeit erwies sich als entscheidend für mein Langzeitbeschäftigung mit den Gesangs- und Musikpraktiken des christlichen und muslimischen Ostens, die nicht zur Musikausbildung in Bulgarien und zur klassischen Musikausbildung in Europa gehören.
Meine weiteren Aktivitäten fanden im Klangraum West-Ost und Ost-West statt. Meine Doktorarbeit befasst sich mit dem musikalischen Denken der Antike und der Patristik, und meine Habilitation - mit dem Vergleich der musikalischen Weltbilder von drei Traktaten aus dem 13. Jahrhundert: ein lateinisches, ein griechisches und ein arabisches.
Mein umfangreiches Zuhören und Erforschen der jahrhundertealten monophonen Traditionen in Bulgarien, Griechenland und der klassischen osmanischen Musik sowie die auditive-performative Leistung kleiner Kinder (mit der außergewöhnlichen Hilfe meiner Frau und unserer drei Kinder) erwiesen sich als unentbehrlich für meine theoretische Forschungsarbeit. Als Doktorand, hauptberuflicher Assistent und Dozent an der Musikakademie habe ich wissenschaftliche Arbeiten über die ästhetischen, musikphilosophischen und pädagogischen Aspekte dieser sehr vielfältigen, vielweltlichen, antiken-gegenwärtigen, dualen und interkontinentalen Klangrealität veröffentlicht.
Forschungsgebiete
die musikalische Interaktion zwischen Ost und West; nichttemperierte vokale und instrumentale Traditionen; grundlegende pädagogische Paradigmen und Ideen; pädagogische Aspekte der "wohlangeordnete Klänge" und die Wissenschaft über sie.
Publikationen
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Die Entwicklung der kreativen Persönlichkeit als Ziel der Erziehung und Formen des Zwangs im normativen erzieherisch-pädagogischen Umgang
In: Стратегии на образователната и научната политика 4
Zusammenfassung
Der vorliegende Text geht vom Verständnis des kreativen Charakters der Persönlichkeit aus, der durch die jedem Kind innewohnenden schöpferischen Anlagen bestimmt ist. Diese Anlagen beziehen sich nicht auf eine bestimmte Kunst oder Tätigkeit, sondern auf die ursprüngliche Möglichkeit des Menschen – beginnend beim Kind –, sich selbst zu verwandeln und neu zu gestalten. Pädagogisch bedeutet dies, dass die Persönlichkeitsbildung als Ziel der Erziehung durch die Entfaltung der kreativen Anlagen des Kindes bedingt ist.
Im allgemeinen Schulwesen erfolgt die Arbeit in Gruppen, was einen gruppenorientierten Ansatz sowie das Wirken regulativer Mechanismen notwendig macht. Der Artikel beschreibt einige dieser Mechanismen als wirksame Formen des Zwanges. Diese stehen sowohl im Widerspruch zur Möglichkeit der Entfaltung der schöpferischen Anlagen des Kindes als auch zu grundlegenden erzieherischen Prinzipien, die von der Antike bis heute unverändert geblieben sind.
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Die musikalische Pädagogizität
In: Музикалната философия
Zusammenfassung
Der Text untersucht die Pädagogizität als ein der musikalischen Tätigkeit innerlich zugehöriges Prinzip (στοιχεῖον) und als Trägerin des Geheimnisses musikalischer Hingabe. Für die musikalische Pädagogizität ist Musik ein Sein und Verweilen, das die Möglichkeit veranschaulicht, dass wir uns stets verändern, uns verwandeln können. Diese Pädagogizität geht jeder pädagogischen abstrakten Metaphysik – d. h. der ursprünglich vergegenständlichten und strukturell vorausgesetzten traditionellen Pädagogik – auf natürliche Weise voraus.
Die These des Artikels lautet, dass wir im musikalischen Vollzug unaufhörlich und unausweichlich eine der vielen Möglichkeiten des Seins wählen. Oft ist diese Wahl bereits getroffen und kündigt die Art von Musik an, die wir hören möchten. Musik zieht uns an und erstaunt uns so sehr, dass sie uns mit einer Frage konfrontiert, die im Akt des Musizierens implizit enthalten ist: „Wie kann ich auf diese Weise sein?“ Die Begegnung mit Musik ist eine „Frage-Begegnung“, da sie unausweichlich unsere existenzielle Lebensentscheidung berührt.
Da wir, einfach gesagt, „nicht ohne Musik können“, gehört die Beantwortung dieser Frage zu unseren lebensweltlichen Verantwortlichkeiten. Mein bewusstes „Was spiele ich?“ und entsprechend „Was höre ich?“ ist weniger Ausdruck einer Laune oder sogar eines Geschmacks, sondern vielmehr eine verantwortete Rezeption einer Welt und einer Position in dieser Welt. In der Musik geben wir in jedem Augenblick Zeugnis über uns selbst – darüber, wie und wer wir sind (oder zu sein wählen).
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Der ostorthodoxe Gesang „Ψαλτική“ und sein epistemologischer Ansatz: Möglichkeiten und Grenzen
In: Banev, J. The Eastern Orthodox Singing “Ψαλτική” and its Epistemological Approach: Possibilities and Limits – in: “The Psaltic Art as an Autonomous Science”, Volos 2015, pp. 135-141
Zusammenfassung
Der Aufsatz besteht aus zwei Teilen. Der erste untersucht kritisch die Annahme, dass der christliche Gesang, bekannt als ψαλτική (im Folgenden Psaltiki), eine autonome Wissenschaft ist oder sein kann. Der zweite Teil behandelt denselben Gesang, jedoch als Gegenstand des Lehrens und Lernens. Im ersten Teil liegt der Schwerpunkt auf dem grundlegenden modernen Verständnis dessen, was Wissenschaft ist, da dieses Verständnis für die allgemeine methodologische Frage, die sich bei vokalen musikalischen Phänomenen stellt, von entscheidender Bedeutung ist. Der zweite Teil konzentriert sich auf Psaltiki als mündliche Tradition, die systematisch und mittels einer angemessenen Methode erschlossen werden muss.
So sind die beiden Teile vom Allgemeinen zum Besonderen geordnet. Dieses Festhalten an einem „objektiven Ansatz“ ist ein Versuch, den individuellen und charakteristischen Platz der Psaltiki innerhalb der Musikwissenschaft anzuerkennen, ohne sie zugleich aus dem allgemeinen Bereich jeder Wissenschaft und folglich aus dem Bereich der (musikalischen) Hermeneutik auszuschließen.
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Disciplina musica и музикално мислене през втората половина на XIII и началото на XIV вв. – три трактата: латински, гръцки и арабски
Zusammenfassung
Die Arbeit unternimmt den Versuch, das musikalische Denken freizulegen, das drei Texte verschiedener musikalischer Gemeinschaften in einer einheitlichen historischen Epoche hervorgebracht hat. Ausgehend von der Annahme, dass in musiktheoretischen Traktaten dieses Denken offen zutage treten, verdeckt mitklingen oder überhaupt aus der Betrachtung ausgeschlossen sein kann, soll ermittelt werden, in welchem Maß das Musikalische in wissenschaftlichen Texten bewahrt ist. Vorgestellt werden drei Musiktraktate: (1) ein lateinischer Anonymus, (2) das zweite Buch („Harmonika“) aus dem „Traktat über die vier Wissenschaften“ bzw. Quadrivium von Georg Pachymeres und (3) das „Buch der Kreise“ von Ṣafī ad-Dīn al-Urmawī. Historisch werden die Beziehungen zwischen disciplina musica und musikalischem Denken im Hinblick auf eine Periode betrachtet, die für den gesamten Mittelmeerraum außerordentlich sinnstiftend war und insbesondere für die Deutung des musikalischen Erfahrungsbestands und für das musikalische Denken. Die zentrale Frage, auf die ich musikphilosophisch, musiktheoretisch und musikpädagogisch eine Antwort suche, lautet: Warum sind die lateinische, griechische und arabische Schrift, die alle mit der Teilung der Saite einsetzen und damit Treue zur altgriechischen Musiklehre zu bekunden scheinen, in ihren Ergebnissen so unterschiedlich – ja, bis zur Entfremdung?
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Das musikalische Denken der Antike und der Kirchenväter
Zusammenfassung
Dissertation von Yordan Banev zur Erlangung des akademischen Grades „Doktor“.
Die Hinwendung zum „musikalischen Denken“ erfordert methodologische Klarheit. Wir benötigen einen Ansatz, durch den sich jene wesentlichen klanglichen Dispositionen offenbaren lassen, die die Formen verschiedener geistiger Bereiche umfassen und unter gemeinsamen Bezeichnungen wie antike Musik und patristischer Gesang zusammengefasst werden.
Der Bedarf an einer korrekten Methodologie ergibt sich aus der spekulativen Neigung, das Denken der Musik mit dem Denken über sie zu identifizieren.
Vor diesem Hintergrund ist der Ansatz der Dissertation ein phänomenologischer — jedoch in den Bereich des Musikalischen verlagert, was ihn wesentlich von philosophisch-phänomenologischen Verfahren unterscheidet. Mit seiner Hilfe bezieht sich die begriffliche Betrachtung des musikalischen Denkens auf das Denken eines in der Musik erschlossenen Lebens, einer musikalisch gelebten Ganzheit, die ausschließlich aus sich selbst heraus sichtbar wird.
Folglich wird sich der Begriff „musikalisches Denken“ begrifflich auf das Denken der (in den) musikalischen Phänomene selbst beziehen. Er wird als das Denken der Musik (cogitatio musicae) verstanden — in derselben Weise, wie „gesangliches Denken“ nicht das Denken über das Singen und die Sänger bedeutet, sondern das Denken, das im Singen selbst geschieht.
Um das Autorenreferat der Dissertation herunterzuladen, klicken Sie unten auf „Download“.
Den ersten Teil der Dissertation können Sie hier herunterladen.
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Die musikalische Einheit zwischen Philosophie, Ritus (Mysterium) und Tod
In: Алманах
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The Therapeutic Use of Music in Islamic Culture: Parallels to Ancient Greek Thought
Zusammenfassung
Die Sorge um die gute Disposition von Seele und Körper durch den therapeutischen Gebrauch der Musik stand im Mittelpunkt der großen Meister des altgriechischen und islamischen Denkens, die im Detail analysierten, wie unterschiedliche Musikarten den verschiedenen Seelenzuständen entsprechen. Die musikalische Ausführung wurde fortwährend an das „innere Instrument der Seele“ — beim Ausführenden wie bei den Zuhörern — gemäß der Theorie des Maqām (der altgriechische tropos bzw. der byzantinische ēchos) angepasst. Ziel war es, alle am musikalischen Ereignis Beteiligten zu innerer geistiger Harmonie zu führen. Zu den hervorragendsten Vertretern dieser ehrwürdigen musiktherapeutischen Tradition zählen: Pythagoras (580–500 v. Chr.), der heilige Romanos Melodos († ca. 556 n. Chr.), al-Fārābī (870–950), Avicenna (Ibn Sīnā, 980–1037) und Mevlānā Rūmī (1207–1273). Dieser Beitrag konzentriert sich auf die islamische Tradition, die die früheste und systematischste Darstellung des therapeutischen Musikeinsatzes entwickelt hat.
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Οι χρόες στα σλαφόφωνα μουσικά βιβλία από τη Βουλγαρία
Zusammenfassung
Vortrag gehalten auf der Tagung „Theorie und Praxis der Psaltenkunst“ – Dritte Internationale musikwissenschaftliche und psaltische Konferenz zum Thema „Das Oktoechos“, Athen, 17.–21. September 2006.
Der Vortrag spiegelt einen Teil einer persönlichen Studie zu Gattungen und Intervallen in der Psaltenkunst in Bulgarien wider. Zunächst lässt sich die Diskussion über die „Farben“ in bulgarischen theoretischen Schriften des 19.–20. Jahrhunderts verfolgen, in denen die Meinungen häufig auseinandergehen. Zweitens stellt man bei heutigen östlichen Kantoren fest, dass einige der „bulgarischen“, andere der „griechischen“ und wieder andere der „osmanischen“ Praxis folgen. Die Unstimmigkeiten und Unterschiede, die mitunter Reibungen und Streitigkeiten auslösen, werden hier als wertvoll für eine vergleichende Untersuchung der Lehre und Praxis der Psaltenkunst in Bulgarien betrachtet. Dabei stellen sich viele Fragen: „Wie ist es zu so vielen Deutungen gekommen, die von den jeweiligen Psaltai als richtig angesehen werden?“, „Handelt es sich um Unterschiede zwischen Lehrern in Bezug auf die Tradition oder um unterschiedliche Wahrnehmungen und Theorien?“, „Was sagen die Quellen?“, „Gibt es etwas unbestreitbar Richtiges?“—Fragen, die auch im Mittelpunkt des vorliegenden Vortrags stehen.