Modulation als Grundlage musikalischer Form im Kontext des Werkes von Hugo Riemann
Andrey Diamandiev · Artikel · 2016
Schlüsselwörter
modulation; harmony simplified; or the theory of the tonal functions of chords; change of meaning; intermediate cadences; extended; intermediate dominants; pedal point; reflexive move;
Zusammenfassung
Im folgenden Text zieht der Autor eine Analogie zwischen den Modulationstheorien von Hugo Riemann und Parashkev Hadjiev als Vertretern zweier unterschiedlicher Harmonielehren sowie zwischen ihren verschiedenen Auffassungen hinsichtlich des grundlegenden Zusammenhangs Modulation – musikalische Form, wobei der Schwerpunkt auf Riemanns Systematische Modulationslehre als Grundlage der musikalischen Formenlehre (Harmony Simplified or the Theory of the Tonal Functions of Chords) liegt. Nach Riemann ist Modulation nichts anderes als funktionale Umdeutung (Umdeutung der Funktionen) im Sinne einer neuen Explikation oder einer Veränderung der funktionalen Bedeutung, während Modulation bei Parashkev Hadjiev ein Übergang zum Neuen ist; sie wird vollständig ausgebildet und gefestigt durch die kadenzierende Tonalität.
Für Riemann liegt der Ursprung der großen Formen in kleinen Strukturen, d. h. in den Kadenzen. Daher besteht der Unterschied zwischen Zwischenkadenzen und Modulation nur im Umfang, nicht jedoch im Inhalt. Bei einem statischen tonalen Zentrum als Tonika erscheinen verschiedene Tonarten ausschließlich als unterschiedliche Stufen erweiterter Harmonie gemäß ihrer funktionalen Bedeutung in Riemanns Terminologie.
Der Autor verfolgt verschiedene harmonische Phänomene im Sinne potenzieller oder realer Modulation: Kadenz und verschiedene Formen ihrer Erweiterung (z. B. durch Zwischendominanten und Orgelpunkte), Tonalitätssprünge und Modulation. Der Text berücksichtigt die Unterschiede zu unserer Harmonietradition – etwa den sogenannten Rückgang bei Riemann, der uns zur ursprünglichen Tonart zurückführt.